Was kostet eigentlich ein Magento-Shop?

Veröffentlicht von itabs 3. Februar 2014 7 Kommentare 117452 Mal angesehen

Es ist ein seit langer Zeit viel diskutiertes, aber weiterhin brandaktuelles Thema: Die Kosten für einen Online-Shop.

Wir als Magento- und Shopware-Agentur bekommen wöchentlich Anfragen im Stile von „Ich möchte mich selbständig machen und benötige einen Online-Shop, machen Sie mir bitte ein Angebot mit detaillierten Kostenschätzung“.

Agenturen und Kunden sprechen oftmals nicht die selbe Sprache, haben aber immer das selbe Ziel. Nämlich die Entwicklung eines Webshops, welcher für Sie als Kunden Erfolg und Mehrwert generiert. Doch speziell Anfragen wie oben aufgeführt verdeutlichen uns immer öfters, dass wir nochmals speziell im Detail über das Thema Online-Shop und Kosten aufklären müssen.

Ein Online-Shop erfordert Investitionen und verursacht keine Kosten
Der Online-Shop ist dafür zuständig, wie beispielsweise ein Ladengeschäft, Umsätze zu erzielen und Gewinne abzuwerfen. Aus diesem Grund müssen Sie sich von dem Gedanken lösen, dass ein Online-Shop Kosten verursacht. Kosten verursachen ausschließlich schlecht realisierte und konzeptlose Webshops. Gute Online-Shops erfordern hingegen Investitionen, denn der generierte Gewinn muss schlussendlich immer größer als die Investitionen sein.

Dienstleistungen sind keine Produkte
Im Gegensatz zu Produkten wie beispielsweise einem Computer oder einer Flasche Mineralwasser sind die Investitionen für erbrachte Dienstleistungen niemals fix oder gar über Projekte hinweg identisch. Denn eine Dienstleistung zeichnet sich ja gerade dadurch aus, dass das Endergebnis nicht für jeden Kunden exakt identisch ist, einen unterschiedlichen Umfang aufweisen kann und somit auch unterschiedlich hohe Investitionen erfordert. Für eine seriöse Kalkulation muss daher eine Grundvoraussetzung erfüllt werden: Das Ergebnis muss bis ins kleinste Detail spezifiziert sein, denn nur wenn definiert ist wie das Ergebnis aussehen soll, kann der Aufwand kalkuliert werden.

Aus diesem Grund lassen sich im übrigen auch „auf die schnelle“ keine Kalkulationen auf Anfragen erstellen, denn oftmals ist überhaupt nicht definiert wie das gesamte Ergebnis auszusehen hat.

Kosten entstehen nicht durch die Software
Magento und Shopware haben einen sehr großen Vorteil gegenüber anderen Lösungen wie beispielsweise Hybris oder Intershop: Es gibt kostenfreie Basisversionen, weshalb keine Lizenzkosten anfallen. Auch wenn, speziell bei Magento, eine kommerzielle Version, die Magento Enterprise Edition, vorhanden ist, so kann in vielen Projekten auf diese verzichtet werden. Die Magento Community Edition, die auch die Basis der Magento Enterprise Edition darstellt, verfügt über einen enormen Leistungsumfang, ähnlich verhält sich Shopware. Das bedeutet wiederum, dass Sie in vielen Projekten als Kunde von Lizenzkosten verschont bleiben.

Aber Vorsicht: Selbst wenn auf kommerzielle Editionen gesetzt werden muss, so machen die Lizenzkosten im Vergleich zum gesamten Projektvolumen nur einen Bruchteil aus. Software erzeugt keine Investitionen, sondern das Customizing, d.h. die individuelle Anpassung an Ihre Bedürfnisse und Vorstellungen.

Ob klein oder groß: Der Grundaufwand ist ähnlich
Auch hören wir als Agentur öfters in Gesprächen mit unseren Kunden Aussagen wie „ich verkaufe doch nur 20 Produkte, warum entsteht dieser Aufwand“. Für das Verständnis ist es daher wichtig, dass es viele Stellschrauben innerhalb eines Projektes gibt an denen man drehen kann um den Aufwand zu senken oder zu erhöhen. Die Anzahl der Produkte spielt hierbei aber nur eine sehr untergeordnete Rolle. Denn ob Sie 20 oder 2000 Artikel verkaufen: Sie müssen innerhalb des Projekts exakt die selben Prozesse wie Workshops, Designentwicklung, Anbindung an ERP- oder CRM-Systeme durchlaufen.

Aus welchen Tätigkeiten besteht eigentlich ein E-Commerce Projekt?
Kommen wir nun zum eigentlichen Knackpunkt. Der E-Commerce hat trotz der vergleichsweisen jungen Historie schon sehr viele Phasen durchlebt. Konnte man, überspitzt formuliert, vor einigen Jahren noch mit semi-professionellen technischen Lösungen, nicht existenten Marketing-Konzepten und einem frühen Markteintritt sehr erfolgreich im E-Commerce agieren, ist dies heutzutage nicht mehr möglich. Denn die gesamte Branche durchlebt seit einiger Zeit eine „Professionalisierungsphase“ was nichts anderes bedeutet als dass immer mehr, zum Teil sehr große Unternehmen, mit hohen finanziellen Mitteln alle möglichen Branchen besetzen.

Dies bedeutet wiederum für Sie als Kunde, dass Sie ebenfalls sehr professionell agieren müssen, um erfolgreich zu sein. Die Variante „ich installiere an einem Tag einen Online-Shop, die Kunden kommen von selbst“ ist heute leider keine Option mehr.

Um erfolgreich am Markt agieren zu können, müssen Sie im Rahmen eines E-Commerce Projekts mindestens folgende Phasen bzw. Tätigkeiten durchlaufen:

  • Ausarbeitung einer umfangreichen E-Commerce Strategie
  • Entwicklung eines Lasten- und Plfichtenheftes zur Definition aller Features und Funktionsweisen
  • Design- & Grafik-Workshop
  • Entwicklung eines Online-Shop Designs sowie Umsetzung in Form von Templates
  • Technische Realisierung, d.h. Modulentwicklung, Anbindung an externe Systeme
  • Setup- und Konfiguration
  • Entwicklung und Realisierung einer (Online)Marketing-Strategie
  • Controlling und Optimierung des Online-Shops (konstanter Prozess)
  • Schulung für die Nutzung von Shopware bzw. Magento

Sie sehen also, wenn Sie erfolgreich im E-Commerce agieren möchten, müssen Sie sich um viele Punkte Gedanken machen! Mit der reinen Installation einer Webshop-Software haben Sie noch lange nichts gewonnen…

Und was kostet nun ein Online-Shop
Die Frage nach den Kosten blieb bisher noch unbeantwortet, auch wenn sie das eigentliche Thema dieses Beitrags ist. Das hat auch einen bestimmten Grund: Man wird Kosten für einen Online-Shop ohne eine genaue Projektspezifikation nicht kalkulieren können.

Damit Sie dennoch ein Gefühl für anfallende Investitionen bekommen, möchten wir Ihnen ein paar Informationen mit an die Hand geben.

Stundensatz einer Agentur: Die Stundensätze der Agenturen schwanken stark. Aus eigener Erfahrung liegt aktuell für seriöse Magento- und Shopware-Agentur die Untergrenze bei 75/80€ netto und endet bei 130/140€ netto. Der Stundensatz wird dabei speziell durch die Größe, das Know-How und Erfahrung bestimmt.

Planung ist alles: Ohne Workshops und Pflichtenheft sollten Sie kein Projekt starten. Auch wenn im ersten Moment weitere Aufwände entstehen, so wird durch eine sehr gute und umfangreiche Projektplanung letztendlich der Aufwand reduziert. Denn sind erst einmal Funktionen anders entwickelt als gewünscht, fällt ein in der Regel sehr hoher Aufwand für Korrekturren bzw. Anpassungen an.

Standardshops verkaufen nicht: Hüten Sie sich vor all zu standardisierten Lösungen beispielsweise in Form von fertigen Templates. Jedes Unternehmen hat aufgrund einer individuellen Kundenstruktur und Branchengegebenheiten spezielle Anforderungen, die berücksichtigt werden müssen um erfolgreich im E-Commerce zu agieren. Zwar mag man dadurch Aufwände sparen bzw. eingrenzen, diese gehen aber auf Kosten des Erfolgs.

Ein gutes Projekt benötigt Zeit: Nun vielleicht die spannendste Information. Erfahrungsgemäß müssen Sie, für einen von den Funktionen und Anforderungen überschaubaren Online-Shop inklusive einer Konzeptions- und Planungsphase mindestens 15 bis 20 Werktage kalkulieren. Dabei wird die Konzeption und das Lastenheft ca. 10 bis 15% der Zeit einnehmen, das Design 30%, die technische Realisierung ca. 45% und das Setup 15%. Je nach Komplexität des Projekts können die prozentualen Verteilungen stark schwanken. Beispielsweise, wenn für ein Einkäuferportal das Design keinerlei Rolle spielt, sehr wohl aber die Integration in die IT Landschaft.

Fazit
Wenn Sie nun als Kunde auf der Suche nach einer E-Commerce Agentur sind, die für Sie einen Online-Shop realisieren soll, so ist es natürlich verständlich und auch Ihr gutes Recht einen Preis anzufragen. Dennoch hoffen wir, dass wir mit diesem Artikel etwas stärker verdeutlicht haben, wie sich die Investitionen für ein E-Commerce Projekt zusammensetzen und dass Antworten auf Anfragen wie eingangs beschrieben niemals seriös sein können.

Auch möchten wir an dieser Stelle nochmals das Verständnis dafür schaffen, dass wir uns im E-Commerce mittlerweile in einem solch professionellen Marktumfeld befinden, weshalb „Schnellschüsse“ wie vor einigen Jahren nicht mehr zum Erfolg führen können.

Denn ein erfolgreicher Online-Shop der Gewinne erzielt und Ihre Kunden glücklich macht kann nicht über Nacht entstehen sondern ist ein komplexes und schwieriges Projektvorhaben.

Hier sind 7 Kommentare

  1. - 3. Februar 2014
      -   Antworten

    Hallo und vielen Dank für die Übersicht! Uns geht es bezüglich der Anfragen genau so. Die Dienstleistung rund um die Entstehung eines Shops muss immer genau erklärt werden. Bezüglich der Projektdurchlaufzeit machen wir zusätzlich die Erfahrung, dass der interne Aufwand manchmal kundenseitig unterschätzt wird und das Projekt sich dadurch sehr in die Länge ziehen kann. Was dann meistens auch den Aufwand für das Projektmanagement erhöht. Und speziell das Thema „externe Schnittstellen“ wird auch oft zum Stolperstein. Die Anbindung von ERP-Systemen ist immer möglich, aber fast immer auch ein ziemlicher Aufwand. Manchmal 30%+ der Gesamtkosten.

  2. - 13. Mai 2014
      -   Antworten

    Nur kurze Anmerkung: Sofern ein fertiger Shop bzw. Webseite vereinbart wurde, ist es keine Dienstleistung sondern ein Werksvertrag. Der Auftragnehmer schuldet dem Auftraggeber ein fertiges Werk.

    • Lars Thalheim
      - 25. September 2014
        -   Antworten

      Für Kalkulation der Kosten ist es aber nahezu unerheblich, ob der Auftrag als Werkvertrag oder Dienstleistung abgehandelt wird. Der Anbieter wird sich seine Arbeit bezahlen lassen. Und die wird in beiden Fällen vom Aufwand abhängen und unmittelbar in Stunden – respektive Kosten – umgerechnet.

  3. Lars Thalheim
    - 25. September 2014
      -   Antworten

    Die Aussage „Planung ist alles“ sehe ich als unbewiesene Tatsachenbehauptung.

    Ich bin seit über 20 Jahren in der Softwareentwicklung tätig und habe ebenfalls sehr viel Änderung des Entwicklungszyklus hin zu mehr Planung mitgemacht. Meine Beobachtung ist aber (und die ist sicher nicht repräsentativ): früher hat man 30% geplant und 70% entwickelt, häufig mit vielen Iterationen. Heute wird 85% geplant und 15% entwickelt. Der Gesamtaufwand ist gleich geblieben. Die Projekte sind insgesamt nicht billiger geworden.

    Heute ergießt man sich jedoch in endlosen Planungsorgien, um dann 20 Minuten vor Projektabgabe mit nichts weiter als jeder Menge Powerpointfolien dazustehen. Ein gravierender und vom Projektmanagement häufig totgeschwiegener Nachteil der planungszentrierten Entwicklung ist, dass man erst sehr spät Fehlentwicklungen aufgrund von Fehlannahmen erkennt.

    Mein Fazit: „Planung ist bei weitem nicht alles

  4. - 7. Januar 2015
      -   Antworten

    Sehr schöne Zusammenfassung, was es bei einem Shopprojekt eigentlich alles zu beachten gibt und wo Stolpersteine liegen. Vor allem auch realistische Angaben von Stundensätzen, so dass interessierte Shopbetreiber schon einmal Anhaltspunkte von den Kosten für seriöse Agenturen bekommen. Qualität hat ihren Preis.

    Die vollständigen Aufwände bekommt man sicherlich erst nach einem persönlichen Gespräch heraus, da es noch selten ist, dass Lastenhefte so umfänglich formuliert werden, dass sich daraus schon ein konkreter Aufwand herauskristallisiert, der schriftlich mit Zahlen untermauert werden kann. Das wird wohl auch so bleiben, denn der Kunde weiß selbstverständlich selten, an was alles gedacht werden muss. Nicht zuletzt, da sich alle Softwareprodukte voneinander unterscheiden und der Aufwand eines Oxid-Shops nicht 1:1 auf einen Magentoshop übertragen werden kann (z.B. bei einer Migration).

    Online-Shops sind eigentlich vergleichbar mit jeglicher Software, die nach Kundenwunsch entwickelt wird. Wir haben auf unserem blog hierzu auch einen Artikel, der als Ergänzung zu diesem hier dienen kann:

    http://www.igniti.de/2014/12/11/prozess-der-softwareentwicklung/

    Zu Lars‘ Aussage: Ich gebe zu, dass die Planung und das Management ziemlich angestiegen sind. Aber das ist nicht zwangsläufig schlecht, da die Programmierung jetzt gezielter vonstatten geht und sich Programmierer bei einer sinnvollen Arbeitsteilung nicht mehr so viel mit organisatorischen Aufgaben herumschlagen müssen, sondern einfach programmieren können. Projektmanager können auch einfacher mit den Kunden kommunizieren, da sie eine ähnliche Sprache sprechen. Letztendlich geht es um Kundenzufriedenheit und Qualität und da kommt man um eine Planung nicht herum.

    http://www.shoptrainer.de/onlineshops/was-kostet-ein-onlineshop.html

  5. - 2. April 2015
      -   Antworten

    Ich finde die Frage was ein Onlineshop kostet wirklich sehr schwer zu beantworten. Denn es kommt stark auf dessen Onlineshop Programmierung an, in welcher Preisklasse der Shop zu finden sein wird. Aber an der Programmierung sollte man wirklich nicht sparen, denn nur so kann man seine Kunden überzeugen.

  6. - 1. Mai 2015
      -   Antworten

    Das kann so auf keinen Fall pauschal beantworten. Entscheidend erstmal für was für eine Branche bzw. Produkte der Shop geeignet sein soll. Des Weiteren kommen dann noch die ganzen Sonderwünsche hinzu, die sich meistens auf das Design beziehen.
    Qualität hat grundsätzlich auch immer seinen Preis.

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  • Onlineshop Erstellung

    Das kann so auf keinen Fall pauschal beantworten. …

  • Dominik Karch

    Ich finde die Frage was ein Onlineshop kostet wirk …

  • Alexander Steireif

    Die Kosten hängen letztendlich von der gewählten …

  • Pierre

    Cool mal wieder was neues, wie sind da die Kosten? …

  • Bernd

    Hallo ich würde wissen was ich bei Uses per Coupo …